Konventionelle Schuhe

Warum sie dir auf Dauer schaden.


Lesezeit:

7min

Was erfährst du:

  • eine kleine Geschichte der Schuhe
  • Warum konventionelle Schuhe ungünstig sind
  • Was ist eine Fersensprengung
  • Was ist ein Toe Lift/ Toe Spring
  • Warum können dicke Sohlen Probleme bereiten


Wo sind die Unterschiede zwischen konventionellen & Barfußschuhe?


Eine kleine Schuhgeschichte


Schuhe sind nichts neues. Bereits vor vielen tausenden von Jahren schützte sich der Mensch mit Leder und Pflanzenmaterialien. Einiges wurde von Hölenmalereien gedeutet, einges kann man an Hand von alten Fußskeletten deuten und teilweise wurde Fußschutz bei alten Skeletten gefunden. Auch der Ötzi hatte bereits einen Fußschutz getragen. Ein großer Vorteil von natürlichen Materialien: Leder und Pflanzenfasern (Blätter) passen sich der natürlichen Fußform an. Heute schaut das etwas anders aus!

  • man geht anhand von Veränderungen der Fußknochen davon aus, dass der Mensch bereits vor 40.000 Jahren Fußschutz kannte (es wurden keine Exemplare gefunden)
  • vor 13.000-15.000 Jahren hatten die Jäger und Sammler bereits Stiefel aus Tierhaut und Felle (Wandmalereien)
  • vor 5000 Jahren (Ötzis Zeit) - gefütterter Stiefel mit Schnürsenkel, separate Sohle
  • Ausgrabungen  aus dem alten Ägypten (3000 v. Chr.) zeigen, dass die Menschen sich mit einfachen Schuhen (Zehenstegsandalen vor dem heißen Sand schützten
  • Im Mittelalter dominierten geschlossene Schuhe, welche mit einer deutlichen Schuhspitze geziert wurden. Je höher das Ansehen, desto länger wurde die Schuhspitze (variierte von15-60cm).
  • 16. Jahrhundert kam der Absatz für die Frauen (Ursprung Spanien, dann England, Frankreich, Italien) - Grund: Strecken des Beines, Verbesserung der Silouette, Körpergröße wurde angehoben, Abstand zum dreckigen Boden.  Auch die Sohle wurde auf Grund von dem Überwinden von Schmutz und Unrat immer höher (über 50cm Höhe). Solche Schuhe nennt man auch Stelzenschuhe, welche aus dem Orient bekant waren. Das Laufen war nur mit Hilfe möglich (Reichtum und Kariere hat nicht umbedingt etwas mit Gesundheit zu tun)
  • 17. Jahrhundert bekommen die Herren Absätze - Grund: Schuh wurde stabiler, Absatz konnte bei Abnutzung ausgetauscht werden
  • das 18. Jahrhundert (nach der französischen Revolution) wurde stark durch den französischen Hof beeinflusst - Kleider und Schuhwerk wurde prunktvoll gezeigt und ausgeführt. Hohe Fersensprengungen und spitze Schuhe formen auch schon damals die Füße
  • ab der industrielle Revolution (1830) können Schuhe industriell genäht werden und sind fr die breite Masse kostengünstiger verfügbar
  • bis zum 19. Jahrhundert gab es keine Unterscheidung zwischen linsk und rechts beim Schuh. Einheitsleisten dominierten die Schuhe und die Schuhe mussten eingetragen werden!
  • im 19. Jahrhundert kam die synthetische Färbung auf und es wurde bunt! Inzwischen etablierte sich der Schuh als modisches Accessoire.
  • im 20. Jahrhundert veränderte sich das Absatz: Pfennigabsätze, Keilabsätze wurden bekannter und modische Designs kamen auf. Der Schuh war nun kein Schutzwerkzeug mehr, sondern ein Modeaccesoire, welches ein Symbol von Individualität wurde.

Warum sind konventionelle Schuhe ungesund?


Wenn man sich konventionelle Schuhe anschaut, dann haben die Formen oftmals etwas gemeinsam. Warum das ungünstig für den Körper ist, erfährst du jetzt hier!


Die Zehenkappe


Die modernen Schuhe sind oftmals sehr schmal. Ein schmaler Fuß schaut schön aus. Breite Füße sind klobig und unschön. Selber schon viele Gespräche über die Wahrnehmung der eigenen Füße mit Menschen gehabt.  In meinen Augen gibt es hier einige gestörte Selbstbilder!

 

Was passiert, wenn der Fuß vorne gequetscht wird.  Unsere fünf Zehen vorn sind beweglich und werden durch Muskeln, Bändern, Gelenken und Sehnen gehalten, bewegt und gesteuert. Man kann diese super zusammen drücken. Das sieht man an Balletschuhen oder an Kletterschuhen. Auf Dauer formt die einwirkende Kraft unseren Fuß und es kommt zu verschiedenen Fehlstellungen.

 

Ein klassisches Bild ist dann das Abdriften des großen Zehs. Der große Zeh spielt im Aufbau und der Funktion des Fußes eine wichtige Rolle (das Ablaufen über den großen Zeh,  das Stützen des Fußes usw.). Wenn die Zehenkammer zu klein ist, verändert sich das Ablaufen der Kräfte im Fuß, welches zu einer Fehlbelastung von Strukturen führt, welche dann entsprechend reagieren. Eine Arthrose (Entzündung) im Großzehengrundgelenk ist super, da aufgrund einer Mehrbelastung des Gelenkes der Körper reagieren muss und das Gelenk stärker machen muss. Das schafft er mit entsprechend mit einer Entzündung.


Fuß & konventioneller Schuh

Zehenkoffer

Veranschaulichung

Zehenkoffer zu eng

Fuß & Barfußschuh

Zu enge Zehenkammer


Die Fersensprengung


Die Fersensprengung ist nichts anderes als das Fersenkeil oder die Erhöhung unter der Ferse. Bei den einen soll es die Körpergröße kompensieren, die Beine länger wirken lassen und bei anderen sitzt darin die Dämpfung. Das Problem: Wenn unser Körper hinten angehoben wird, bringen wir den Körperschwerpunkt aus dem Lot und wir fallen.

 

Wenn einen Berg nach unten gehst oder am Abhang stehst, fällst du auch nicht. Wir richten uns bis zu einem gewissen Grad auf. Das können wir super mithilfe der rückwärtigen Muskelketten. Also wenn du deinen Rückenstrecker ständig trainieren möchtest, dann trage am besten richtig hohe Absätze.

 

Das macht natürlich nicht viel Sinn. Ein intelligentes Rückentraining hat nichts mit Absatzschuhen zu tun! Jedes einzelne Grade verändert den Körperschwerpunkt. Das müssen wir kompensieren, daher sollten die Schuhe einheitlich flach sein!

 

Mach mal folgenden Test: greif dir mit deinen Fingern hinter den Rücken und ertaste am Rücken jeweils neben der Wirbelkette die zwei Rückenstrecker. Lehne dich nun etwas nach vorn. Was passiert mit dem Muskel? 


Toe-Lift
Was bedeutet der Toe-Lift?
Toe-Lift


Sensorischer Input deiner Füße


Wenn ich barfuß unterwegs bin und angesprochen werde, mal die Fußsohle zu zeigen, dann ist man oft überrascht, dass ich nciht so viel Hornhaut an den Füßen habe. Gehen wir kurz auf den Aufbau under Funktionen der Hautschichten ein. Man unterscheidet 3 Hautschichten:

  • Oberhaut (Epidermis) - mehrschichtig verhornendes Plattenepithel (Epithel = eine Gewebeart)
    • diese ist auch in verschiedenen Schichten aufgebaut

      • Hornschicht (Stratum corneum)
      • Glanzschicht (Stratum lucidum) (Hand- und Fußinnenseiten vorhanden)
      • Körnerzellenschicht (Stratum granulosum)
      • Stachelzellschicht (Stratum spinosum)
      • Basalschicht (Stratum basale)
      • Stachelzellen- und Basalschicht zählen gemeinsam zur Keimschicht
  • Lederhaut (Dermis) - dient der Ernährung und Verankerung der Oberhaut und enthalten Sinnennervenzellen/ Rezeptoren
  • Unterhaut (Subcutis) - Unterlage mit verschiedene Sinnennervenzellen/ Rezeptoren

Verschiedene Sinnenzellen und Rezeptoren sitzen in den verschiedenen Schichten:

  • Schmerzrezeptoren
  • Dehnungsrezeptoren (Ruffini-Körperchen)
  • Druck-/Tastrezeptoren (Meissner-Körperchen, Merkel-Zellen)
  • Thermorezeptoren

Hornhaut ist ein schneller Schutz für den Körper vor Belastung. Wenn etwas reibt und es für den Körper ungewohnt ist, bildet sich vermehrt Hornhaut. Wenn du dich täglich an eine Klimmzugstange hängst, dann bilden sich Schwielen.

 

Dies kann an jeder Stelle des Körpers geschehen. Diese Haut läuft man sich besonders beim Barfußlaufen schnell wieder ab. Unter der Hornhaut befindet sich die Lederhaut. Je nach Adaption wird die Hornhaut schnell abgetragen und die Haut ist sehr weich.

 

Hier muss man aber auch die Witterung und die Untergründe berücksichtigen, da im Winter die Haut eher austrocknet und im Sommer auch Feuchtigkeit abgibt. Daher ist die Pflege der Füße, ob mit Schuhe oder barfuß immer wichtig.

 

Vergleicht man unsere Sohle nun mit einer Antenne, dann können wir uns vorstellen, dass wir einen ungestörten Empfang haben möchten.

Es ist jetzt nicht so, dass wir mit dicken Sohlen gar nichts mehr spüren, allerdings mit einer dickeren, festen Sohle kommt der Toe Lift wieder zum Tragen.

 

Die Sensorik und Sensibilität ist momentan ein Forschungsthema der TU Chemnitz. Hier werden Schuhträger und Barfüßige miteinander verglichen, ob die Hornhaut eine Rolle bei der Wahrnehmung hat und ob Schuhe eine Rolle spielen.


Toe-Lift oder auch Toe Spring


Unsere Zehen können sich heben und senken. Dazu besitzen sie Flexoren (Beuger) und Strecker (Extensoren). Viele Schuhe bringen eine sogenannte Vorspannung der Zehen mit (Anhebung oder auch Zehenfeder).

 

Der Toe Lift ist bei gängigen Schuhen teils bis zu 15°. Die Zehen werden also in einer unnatürlichen, gestreckten (gehobenen) Position gehalten).

 

Diese Ruhigstellung kann zu einer Immobilisierung der Zehen führen. Am besten ist natürlich eine Balance zwischen Streckern und Beugern. Statt den Druck komplett auf dem Fuß zu verteilen, werden die Zehen aus dem Spiel genommen und der Druck wird auf den Fußballen verteilt.

 

Diese ungünstige Druckverteilung kann zu Problemen im Ballenbereich führen (zum Beispiel Morton-Neurom), welche dann zu Schmerzen und Fehlbelastungen führen können.


Toe-Lift

Warum wird der Toe Spring bei Schuhen eingebaut?

  • Man unterscheidet verschiedene Gangbilder (Gehen, Laufen, Rennen/ Sprinten). Auf Grund dessen, dass viele über die Fersen gehen und der Schuh sich beim Abrollen über die Zehen biegt, wir das Obermateriel gefalten, was zur Ermüdung des Materials führen kann.
  • Die Zehen drücken sich wie eine Feder vom Boden ab. Auf Grund des teils steifen Sohlenmaterials müssen die Zehen vermehrt dagegen arbeiten, was auch mit dem Anheben der Zehen kompensiert wird.

Zusammengefasst:

  • dicke, steife Sohle - Zehen müssen mehr arbeiten - Arbeit wird erleichtert durch Toe Lift
  • Schonung Obermaterial (schlägt bei flachen Schuhen Falten)


FAZIT


Barfuß oder in Minimalschuhen laufen bedeutet nicht, dass es gleich gesünder ist.

Viele Faktoren spielen mit rein.

 

Persönlich empfehle ich immer ein Schuhpaar, welches die Barfüßigkeit unterstützt. Sind Fehlstellungen, Schmerzen oder andere Beschwerden vorhanden, kann pauschal ein Minimalschuh dieses nicht beheben. Dazu bedarf es noch ein paar andere Übungen oder Interventionen.

 

Möchtest du etwas für seine Gesundheit tun, läuft man mit einem Minimalschuh nicht verkehrt!

Es gibt mehr verschiedene Füße als Schuhe. Daher, wenn etwas drückt oder sich behaglich anfühlt, dann ist es, trotz der vielleicht überragenden Optik, der falsche Schuh!




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Carsten Wölffling

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